Punkt Mitternacht gab es endgültig kein Halten mehr. Da zelebrierte Amy Belle den Janis Joplin-Klassiker „Mercedes Benz“. A cappella und nur angetrieben vom stampfenden Rhythmus begeistert mitklatschender Fans.

Ein grandioser Abschluss eines wunderbaren musikalischen Sonnenuntergangs. Danach mischte sich die 28-jährige Schottin aus Glasgow noch, was außergewöhnlich für sie ist, unter die strahlenden Gäste der ausverkauften Krummhardter Folkscheuer – und machte die laue Sommernacht mit ihrem einnehmenden Wesen zum Tage.
Vier Stunden lang, mit Pausen zum Atemholen, hatte die britische Singer und Songwriterin zuvor 150 Folk-Fans mit ihrem puristischen Gitarrenspiel zuerst be- und dann verzaubert. Was für eine Stimme – und was für eine charismatisch-sympathische Künstlerin. Mit einer abwechslungsreich-emotionalen Mischung aus eigenen, teils biografischen Folksongs und hervorragend interpretierten Coverstücken, zum Beispiel von Sheryl Crow, Gerry Rafferty und Paul Simon, zog sie das Publikum von Minute zu Minute immer mehr in ihren Bann, bis sie es schlussendlich, auch dank ihren launigen Zwischenmoderationen, schlichtweg um den Finger gewickelt hatte.
Vergessen war in diesen Momenten die Müdigkeit, die ihr in den Knochen steckte. Bereits am frühen Morgen war sie in London, wo die 28-Jährige mittlerweile wohnt, ins Flugzeug gestiegen, um Aichwald mit einem exklusiven Akustik-Gastspiel zu beglücken. Schon beim Soundcheck war sie angetan vom beeindruckenden, wie immer ungemein liebevoll hergerichteten Ambiente im Garten hinter dem Krummhardter Besa. Und als in der Dunkelheit um die kleine, aber feine Bühne herum drapierte, brennende Teelichter, bunte Lampionbirnen und die blauweiße schottische Flagge mit dem klaren Nachthimmel um die Wette eiferten, war es um Amy Belle vollends geschehen. Mehrfach bedankte sie sich, auf englisch wie auf bruchstückhaftem deutsch, bei den Mitgliedern des Kulturvereins Krummhardt, der die Folkscheuer nach einer zweijährigen Pause wieder neu aufleben ließ und mit dem Gastspiel der Schottin zweifelsohne eine weitere Highlight-Seite in seinem mittlerweile ansehnlich dicken Konzertbuch hinzufügte. Zusätzlich zu einem wunderbaren Konzert bekam stellvertretend für alle der sichtlich gerührte Besa-Chef Hans Hallwachs, der das Gartenareal zur Verfügung stellte, als kleines Dankeschön ein handsigniertes Amy Belle-Plakat geschenkt.