Oder auch: Anti-Faschings-Programm in Aichwald vom Feinsten!

Schon auf ihrer Facebook-Seite warben die vier Jungs aus Aalen mit „Ebbas ganz ebbas B’sonders!“. Bezogen war diese Aussage allerdings auf die Tatsache, dass statt des erkrankten Schlagzeugers Frieder Simon der Pianist Clasus Wengenmayr auf der Bühne stehen wird. Nach diesem begeisternden Konzertabend waren sich aber Besucher und Veranstalter, der Kulturverein Krummhardt, einig: „Ebbas ganz ebbas B’sonders!“ boten „Herr Diebold ond Kollega“ am vergangenen Faschingssamstag in der Aichwalder Schurwaldhalle.
Die Vier-Mann-Band aus dem oberschwäbischen Aalen rockten mit dem Klassiker von Status Quo „Rockin’ all over the world“ gleich los, der auf Schwäbisch einfach „Rogga“ hieß, ließen gleich darauf „Wo isch dr Wanderweg“ (The Wanderer) folgen und hatten damit das Publikum schon für sich gewonnen.
Michael Diebold ist nicht nur Texter, Sänger und Gitarrist, sondern ließ als Conferancier oft tief blicken, mit welchen alltäglichen Geschehnissen die vier ihre schwäbischen Texte auf internationale Klassiker einpassten. Fast hatte man den Eindruck, die Songs haben schon immer schwäbische Texte. Die Lacher auf ihrer Seite hatte die Band so auch bei „Scheiss“ (im Original „Faith“ von George Michael), wo sie den alljährlichen Schlussverkauf und die damit verbundene Shoppingwut der Damenwelt auf die Schippe nahmen: „Was kaufsch Du für’n Scheiss…“.
Dass Diebold, Alfred Krauss (Bass), Mika Spilek (Gitarre) und Clasus Wengenmayr (Piano) auch emotionale Gefühle wecken konnten, war den Zuhörern spätestens bei „Hallo Julia“ („Halleluja“ von Jeff Buckley) klar.
Das Quartett zelebrierte die schwäbische Mundart auf sympathische Weise als Liebeserklärung an den Dialekt und blieben erstaunlicher Weise oft mit der Übersetzung am englischen Original wie z.B. bei „Naggich“ („Knockin’ on heavens door“ von Bob Dylan).
Kurz vor Ende des ersten Sets gaben die vier Aalener eine Homage an ihren Freund Wolle Kriwanek zum Besten. Seine berühmte „Stroßaboh“ fuhr zusammen mit den weit über 250 Gästen auch in der Aichwalder Schurwaldhalle zur Höchstform auf.
Auch im zweiten Teil des Abends wussten die Kollega um Herrn Diebold das Publikum mit einzubeziehen. Knitzig kündigte Diebold die „Schlacht der Giganten“ an – Männer gegen Frauen. Und so hatte jede Partei beim Song „Sieba Nächt blau“ (Seven drunken nights) seinen singenden Beitrag im Refrain zu leisten. Dass die Frauen dabei den längeren Text zu singen hatten, lag, laut Diebold, in der Natur der Dinge.
Dass die Gebrüder Grimm auch frivole Gedankengänge beim Schreiben ihrer Märchen gehabt zu haben scheinen, konnte die Combo den Aichwaldern mit dem Song „Briadr Grimm“ (Nelly the elephant) näher bringen. Bevor „Liaber Scholli“ (Lay down Sally) und „Langgasthof Alter Löwe“ (Hotel California) den Abschluss eines erstklassigen schwäbischen Konzertabends bildeten, wo Diebold stimmlich flexibel den Pointen den richtigen Touch gab. Das Genre „schwäbischer Unsinn“ (Originalton auf der Facebook-Seite der Band) traf oft ins Schwarze, aber der Unsinn bot zwischen den Zeilen Wahrhaftes und Nachdenkliches ebenso wie Alltägliches zum Schmunzeln und Lachen. Und halt! Singlefrauen aufgepasst: wenn euch ein Mann im Freibad mit dem Lockangebot eines Model-Castingvertrags eure Telefonnummer entlocken will, dann seid auf der Hut! Ohne drei Zugaben entließen die Aichwalder die Ostälbler nicht in die kalte Februarnacht und so Manchem war am Abend klar: „Ned immer kasch ha was da willsch“ (You can’t always get what you want) – aber an diesem Abend bekamen alle, was sie wollten: ein tolles schwäbisch-internationales Konzert!